ICD (Implantierbarer-Cardioverter-Defibrillator)
Der ICD (Implantierbarer-Cardioverter-Defibrillator) behandelt und beendet schnelle Herzrhythmusstörungen (Kammertachycardien bis Kammerflimmern) mittels elektrischer Impulse.
Synonyme: AICD: Automatischer implantierbarer-Cardioverter-Defibrillator, PCD: Pacer- Cardioverter-Defibrillator)
Somit ist der ICD von der Funktionsweise her das Gegenteil eines Herzschrittmachers, der die langsamen (bradycarden) Herzrhythmusstörungen therapiert. Die Implantation eines ICDs unterscheidet sich heute jedoch kaum noch von der eines Herzschrittmachers.
Besser bekannt in der Bevölkerung ist der externe Defibrillator, jenes Gerät das mittlerweile in vielen öffentlichen Einrichtungen zur Notfallbehandlung ausgehängt ist. Als halbautomatisches Aggregat wird es bei Menschen, die plötzlich bewusstlos zusammenbrechen und Kammerflimmern aufweisen, somit reanimationspflichtig sind, eingesetzt. Durch auf die Haut aufgeklebte Elektroden erkennt das Aggregat die Rhythmusstörung und versucht mittels Elektroschocktherapie diese zu beenden.
Kammerflimmern ist lebensbedrohend, weil kein Blut mehr aus dem Herzen ausgeworfen wird und somit die Sauerstoffversorgung aller Organe unterbleibt. Vor allem das Gehirn reagiert darauf sehr empfindlich, bereits nach ca. 3 Minuten treten schwere, meist irreversible Schäden auf.
Daher ist bei Kammerflimmern die sofortige Reanimation entscheidend für die Überlebensprognose!
Der implantierbare Defibrillator (ICD) (Abb. 1.) erkennt über eine im Herzen liegende Elektrode (Abb. 2.) die lebensbedrohliche Rhythmusstörung (z.B. Kammertachycardien, Kammerflattern, Kammerflimmern), lädt sich auf und gibt eine Elektroschocktherapie ab, die das Herz wiederum in einen regelrechten Rhythmus überführt (z.B. Sinusrhythmus). Sollte die lebensbedrohliche Rhythmusstörung nicht auf Anhieb beendet worden sein, erkennt dies das Aggregat, lädt erneuert und versucht im zweiten, dritten oder einem weiteren Anlauf, das Rhythmusproblem zu beseitigen. Die Anzahl der abgegebenen Schocks hängt von der jeweiligen Programmierung ab.
Das Zeitintervall zwischen Auftreten der Rhythmusstörung und der ersten Schockabgabe ist dabei sehr kurz (wenige Sekunden), somit kann diese lebensbedrohende Rhythmusstörung rasch und daher fast immer erfolgreich mit diesen Implantaten behandelt werden.
Ursache solcher Rhythmusstörungen, die in den meisten Fällen unbehandelt zum Tod führen würden, sind Vorschädigungen des Herzens, z.B. ausgedehnte Herzinfarkte, aktive oder abgelaufene Entzündungen im Herzmuskel (Myocarditis, Cardiomyopathie).
Es gibt aber auch einige wenige Menschen, bei denen diese Rhythmusstörung spontan aufgetreten war und die dieses Ereignis durch Laienreanimation oder rechtzeitiges Eintreffen des Notarztes überlebt haben, ohne dass bei der nachfolgenden, exakten Durchuntersuchung in der Klinik eine Schädigung des Herzens oder eine strukturelle Anomalie entdeckt werden konnte. Man nennt diese Patienten auch „sudden cardiac death survivors“, ihr Krankheitsbild „primär elektrische Erkrankung“.
All jene Patienten, die an den oben beschriebenen lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen leiden, kann mit der Implantation eines ICDs (Defibrillator) geholfen werden.
Der technische Ablauf ist ähnlich einer Herzschrittmacherimplantation, über die (meist linke) Schlüsselbeinvene (Vena subclavia sin.) wird eine Elektrode in die rechte Herzkammer vorgeschoben und im Apex (in der Herzspitze) verankert. Das Defibrillatoraggregat ist im Vergleich zum konventionellen Herzschrittmacher noch größer und wird daher fast immer unter dem Brustmuskel implantiert (Abb. 3.).
Da der ICD während der Operation ausgetestet wird, also überprüft werden muss, ob er in der Lage ist, die lebensbedrohlichen schnellen Rhythmusstörungen auch richtig zu erkennen und mit ausreichender Energie zu beenden, wird beim Patienten intraoperativ Kammerflimmern ausgelöst. Aus diesem Grund werden diese Eingriffe meist in Narkose, zumindest in tiefer Sedierung durchgeführt.
ICDs sind noch relativ teure Geräte, enthalten heute immer auch einen Schrittmacher zur Behandlung bradycarder (langsamer Rhythmusstörungen), da häufig nach der elektrischen Schockabgabe ein mehrere Sekunden dauernder Herzstillstand besteht, der mittel Schrittmacherimpulse problemlos überbrückt wird.
Es gibt ICDs in unterschiedlichsten Geräte-Konfigurationen, unzählige Therapieoptionen entsprechend den vorliegenden Rhythmusstörungen ermöglichen daher eine individuellen Programmierung.
Abb. 1. Moderner implantierbarer Defibrillator

Abb. 2. Defibrillationselektrode, sie wird in der Spitze der rechten Herzkammer (Apex rechter Ventrikel) aktiv oder passiv verankert

Abb. 3. Röntgenbild nach ICD-Implantation: das Aggregat wurde unter den linken Brustmuskel implantiert, die Elektrode über die linke Schlüsselbeinvene in die Spitze des rechten Herzens vorgeschoben
